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Public Art Policies
Public Art Policies
Progressive Kunstinstitutionen im Zeitalter der Auflösung des Wohlfahrtsstaats
Konferenz, 26.-28.2.2004
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Kontext

Die Wiener Konferenz Public Art Policies ist die erste in einer Reihe von diskursiven Veranstaltungen, die im Lauf des Jahres 2004 im Rahmen von republicart in Wien, Linz, Ljubljana, London, L�neburg und Riga stattfinden werden. Public Art Policies soll gemeinsam mit einer zweiten Konferenz in Ljubljana die kulturpolitischen Aspekte des Gesamtprojekts thematisieren. Beide Konferenzen er�rtern einerseits die jeweilige gesellschaftliche Funktion der Institutionen des Kunstfelds, andererseits die Beziehung zu den unterschiedlichen Finanzierungsstrukturen. Die unterschiedliche Fokussierung der beiden Veranstaltungen wird vor allem in den unterschiedlichen geopolitischer Situationen liegen: W�hrend die Wiener Konferenz die sich versch�rfende Lage der staatlich subventionierten Institutionen der zeitgen�ssischen Kunst in Mittel- und Nordeuropa reflektieren soll, wird in Ljubljana vor allem das sehr verschiedene institutionelle Gef�ge des Kunstfelds in S�d- und Osteuropa beleuchtet.

 

Inhalt

"Das letzte Wort der Macht lautet, dass der Widerstand prim�r ist." (Gilles Deleuze)

Wohl kaum ein Satz trifft die Ununterscheidbarkeit, das Ineinanderverwobensein von Macht und Widerstand im postmodernen Setting besser als die hintergr�ndige Formulierung von Gilles Deleuze. Wohl kaum ein Satz beschreibt jedoch auch besser die widerspr�chliche Lage, die Chance und die Falle, in der sich progressive Kunstinstitutionen im zunehmend sich transformierenden europ�ischen Wohlfahrtsstaat befinden: Widerstand, Kritik, sind zwar prim�r, das letzte Wort hat jedoch die Macht.
Einerseits illustriert der Satz von Deleuze und die damit verbundenen Theoreme bei Foucault die Funktionen der Institutionen des Kunstfelds bei der Befriedung, Vereinnahmung und Instrumentalisierung von politischen Praxen, Themen und Ph�nomenen. Wie das Empire sich bei Hardt/Negri von der produktiven Kraft der Multitude n�hrt, scheint die Kunstinstitution als ausgelagerte Organisationsform des Staatsapparates abh�ngig zu sein von immer neuen Portionen kritischer Kunst, die sowohl die mediierende Institution wie auch den Apparat am Leben erh�lt.
Andererseits scheint den Kunstinstitutionen selbst im neoliberalen Verwandlungsprozess des Wohlfahrtsstaats in ein Partikel eines sich globalisierenden Netzwerks aus transnationalen Konzernen, suprastaatlichen Institutionen und m�chtigen Nationalstaaten zunehmend der Boden entzogen zu werden, sich mit kritischen, antistaatlichen Ph�nomenen auseinandersetzen zu k�nnen: Die Finanzierungsengp�sse der Kunstinstitutionen gehen einher mit einer zunehmend direkteren Einflussnahme der finanzierenden Institutionen auf die Programme.
In dieser doppelten Zwickm�hle geht es also einerseits um die Diskussion um den Status Quo dessen, was als prim�re Selbstdefinition des Zeitgen�ssischen in der Kunst gesehen wird: Kritik, Widerstand gegen das Bestehende, minorit�re Anliegen. Andererseits geht es um das pure �berleben der progressiven Kunstinstitutionen in einem Feld, das mehr und mehr von konservativen Kulturkolossen und neoliberal gepr�gten Spektakel-Kulturbetrieben beherrscht wird.

 

Ziele

Die Konferenz soll nicht das Pathos der subversiven Rolle der KunstproduzentInnen gegen�ber Staat und Institutionen wiederholen, sondern vielmehr die Strategien der AkteurInnen in den Kunstinstitutionen selbst er�rtern, sich aus der Umklammerung durch den Staatsapparat wenigstens tempor�r zu emanzipieren. Hier geht es um Selbstkritik ebenso wie um prek�re Versuche des Ausbruchs aus der oben beschriebenen Logik und um Utopien: Was sind die Antworten der sich progressiv verstehenden Kunstinstitution gegen�ber der Hypostasierung des Publikumbegriffs, der politischen  Forderung nach immer neuen "new audiences", gegen�ber einer populistisch gepr�gten Tendenz zur Simplifizierung, gegen�ber der R�ckbesinnung auf die auch spektakelm��ig verwertbare Aura der Alten Meister? Wie k�nnte die Funktion der Kunstinstitution als Medium zwischen Staatsapparat und Produktion emanzipatorisch gelesen/gewendet werden?

Andererseits soll die Rolle des geldgebenden Gegen�bers, also der Kulturverwaltung und Kulturpolitik ein weiteres Mal analysiert werden mit dem dezidierten Fokus, kulturpolitische Programme im Feld der zeitgen�ssischen Kunst zu analysieren. Gibt es �berhaupt kulturpolitische Programme, die in der oben beschriebenen Ausgangsposition ein emanzipatorisches Setting f�rdern? Wenn ja, welche und sind diese verallgemeinerbar? Wenn nein, wie w�re eine brauchbare Beziehung von Kulturpolitik und Kunstinstitutionen jenseits von Programmen vorstellbar?

Quer zu den beiden Hauptstr�ngen der Konferenz soll wie im gesamten Projekt republicart auch der jeweilige Begriff von �ffentlichkeit(en) reflektiert werden, vor allem die Frage, wie weit Kunstinstitutionen eine Rolle bei der Herstellung von �ffentlichkeit(en) spielen und wie weit kulturpolitische Programme solche Strategien forcieren k�nnen.

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