Nach dem Verlust eines Gegenmodells
zum Kapitalismus - wie der real existierende Sozialismus
bis zu dessen Zusammenbruch eines bildete - haben es
zu Beginn des 21. Jahrhunderts alternative Konzepte
einer ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung
schwer. "Alternativen" werden in den Industriestaaten
nämlich nur dann breiter diskutiert, wenn sie die
bestehenden Machtverhältnisse im kapitalistischen
System und in den repräsentativen Demokratien nicht
in Frage stellen. Andere sozio-ökonomische Ansätze
werden hingegen als utopisch bezeichnet, abgewertet
und von einer ernsthaften Auseinandersetzung ausgeschlossen,
so sie überhaupt wahrgenommen werden.
Im Rahmen der themenspezifischen Installation "Alternative
Economics, Alternative Societies" werden unterschiedliche
Konzepte und Modelle für alternative Ökonomien
und Gesellschaften fokussiert, deren Gemeinsamkeit die
Zurückweisung des kapitalistischen Herrschaftssystems
ist. Zu jedem Konzept wurde ein Interview geführt,
aus dem im Rahmen des Projekts jeweils ein Video in
englischer Sprache produziert wurde. Diese 20 bis 37
Minuten langen Einkanalvideos werden in der Ausstellung
auf getrennten Monitoren gezeigt und bilden die zentralen
Elemente der künstlerischen Installation.
Im Rahmen des Projekts werden alternative Gesellschafts-
und Ökonomiemodelle wie "Inclusive Democracy"
von Takis Fotopoulos (GB/GR), "Participatory Economy"
von Michael Albert (USA) und "Freie Kooperationen"
von Christoph Spehr (D) vorgestellt. Nancy Folbre (USA)
spricht über ihr Konzept "Caring Labor",
Marge Piercy (USA) über die feministisch-anarchistischen
Utopien ihrer Social Fantasies, p.m. (CH) über
"bolo'bolo" und John Holloway (MEX/GB) über
seine Vorstellungen, die Welt zu verändern ohne
die Macht zu übernehmen. Als interessante historische
Modelle werden von Todor Kuljic (SCG) die Arbeiterselbstverwaltung
im Jugoslawien der 60er und 70er Jahre, von Salomé
Moltó (E) die Arbeiterkollektive während
der Spanischen Revolution (1936-38) und von Alain Dalotel
(F) die Commune von Paris 1871 in der Ausstellung thematisiert.
Aus jedem Video wird ein für das jeweilige alternative
Modell signifikantes Zitat ausgewählt und als mehrere
Meter lange Textarbeit direkt auf dem Boden des Ausstellungsraumes
angebracht. Diese mit Klebefolien ausgeführten
Bodenbeschriftungen führen die AusstellungsbesucherInnen
direkt zu den entsprechenden Videos, überschneiden
einander und unterteilen den Raum in unterschiedliche
Segmente.
Das Ausstellungsprojekt wird in den kommenden Jahren
kontinuierlich um weitere ökonomische und gesellschaftliche
Konzepte erweitert. Diese bilden einen unhierarchisch
gegliederten Pool, der Anregungen und Vorschläge
zum Nachdenken über gesellschaftliche Alternativen
und Handlungsmöglichkeiten anbietet.
Die Installation "Alternative Economics, Alternative
Societies" wird/wurde in den folgenden Ausstellungen
realisiert:
Galerija Skuc, Ljubljana (SI), 30.10. - 23.11.03
("Alternative Economics,...")
Espace Forde, Genève (CH), 06. - 19.12.03
("There is no Alternative")
Kunstraum der Universität Lüneburg
(D), 08. - 16.01.04 ("Alternative Economics,...")
Transmediale.04, Berlin (D), 31.01. - 15.02.04
("fly utopia!")
O.K - Center for Contemporary Art, Linz (A),
11.03. - 02.05.04 ("Open House")
Kunsthalle Exnergasse, Wien (A), 16.06. - 24.07.04
("permanent produktiv")
Itaucultural Institute, Sao Paulo (BR), 01.07.
- 26.09.04 ("Emoção Art.ficial II
- Divergências Tecnológicas")
Sorlandets Kunstmuseum, Kristiansand (N), 06.07.
- 15.08.04 ("Detox 04. Crossover Jam Culture")
Wyspa Progress Foundation, Gdansk (PL), 03.09.
- 03.10.04 ("Health and Safety")
Centro Cultural Conde Duque, MediaLabMadrid, Madrid
(E), 30.09.04 - 31.10.04 ("Economía alternativa,
sociedades alternativas")
Forum Stadtpark, Graz (A), Steirischer Herbst,
08.10. - 28.11.04 ("There must be an alternative")
Main Trend Gallery, Taipei (RC), 21.01. - 26.02.05
("Wayward Economy")
Mali Salon / Museum of Modern and Contemporary Art,
Rijeka (HR), 04. - 12.03.05 ("Alternative Economics,...")
Galerija SKC, Belgrade (SCG), Mai 05 ("Alternative
Economics,...")
Badischer Kunstverein, Karlsruhe (D), Juni bis
Nov. 05 ("Kritische Gesellschaften")
Galería ICPNA - Instituto Cultural Peruano
Norteamericano, Lima (PE), 11. - 28.08.05 ("9th
international Festival of Video/Arte/Electrónica")
"Alternative Economics, Alternative Societies"
erhielt eine Startförderung von republicart (www.republicart.net)
und der BKA-Kunstsektion.
http://www.ressler.at
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